Wenn es um die Pflege von Senioren geht, stehen Familien oft vor einer schwierigen Entscheidung: Pflegeheim oder 24-Stunden-Betreuung zu Hause? Beide Modelle bieten ab Pflegegrad 3 eine umfassende Versorgung, unterscheiden sich jedoch deutlich in den Bereichen Kosten, Lebensqualität, Flexibilität und Anforderungen an die Familie. In unserem Blogbeitrag schauen wir uns die Unterschiede genauer an.
Ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung ist, wie viel die Betreuung kostet. In Sachsen müssen für einen Platz im Pflegeheim durchschnittlich 2.940 Euro im Monat zugezahlt werden. Das beinhaltet Unterkunft, Essen, Reinigung und Körperpflege. Eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause ist oft günstiger: Sie kostet ab 2.400 Euro im Monat, wenn die Betreuungskraft nur wenig Deutsch spricht, und etwa 3.000 Euro, wenn gute Sprachkenntnisse gewünscht sind.
Wenn zwei Personen in einem Haushalt betreut werden, erhöht sich der Preis um 30 Prozent – das ist deutlich günstiger als zwei Plätze im Pflegeheim. Allerdings müssen Familien für das Essen der Betreuungskraft aufkommen und ein Zimmer mit WLAN bereitstellen.
Ähnliche Leistungen, unterschiedliche Herangehensweise
Beide Modelle bieten ähnliche Leistungen wie Körperpflege, Hilfe im Haushalt und soziale Betreuung. Der Unterschied liegt darin, wie diese Leistungen erbracht werden. In Pflegeheimen gibt es oft feste Abläufe, während bei der Betreuung zu Hause die Wünsche und Bedürfnisse der Senioren individuell berücksichtigt werden können. Das ist besonders wichtig, wenn persönliche Vorlieben oder besondere Anforderungen eine Rolle spielen.
Die Lebensqualität spricht ebenfalls für die Betreuung zu Hause. Senioren können in ihrer vertrauten Umgebung bleiben, den Alltag nach ihren Vorstellungen gestalten und weiterhin Kontakte zu Freunden oder Nachbarn pflegen. Ein Umzug ins Pflegeheim erfordert dagegen oft, sich an neue Routinen, eine fremde Umgebung und das Teilen von Räumen mit anderen Bewohnern zu gewöhnen. Manche erleben dies als Bereicherung, andere empfinden es eher als Belastung.
Privatsphäre und soziale Kontakte
Ein großer Vorteil der 24-Stunden-Betreuung ist, dass die Privatsphäre erhalten bleibt. Im Pflegeheim sind Gemeinschaftsräume und geteilte Zimmer üblich, während bei der Betreuung zu Hause der persönliche Rückzugsort bestehen bleibt. Zwar lebt die Betreuungskraft im selben Haushalt, hat aber ein eigenes Zimmer, wodurch klare Grenzen geschaffen werden.
Auch bei den sozialen Kontakten gibt es Unterschiede. Pflegeheime bieten oft gemeinsame Aktivitäten und Austausch mit anderen Bewohnern. Bei der Betreuung zu Hause liegt der Schwerpunkt hingegen auf der persönlichen Begleitung. Damit der Senior nicht vereinsamt, sollten sich auch die Angehörigen aktiv um soziale Kontakte kümmern und den Austausch fördern.
Personalwechsel und Verantwortung der Familie
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kontinuität der Betreuung. In Pflegeheimen wechselt das Personal oft, was für Senioren, die feste Bezugspersonen brauchen, anstrengend sein kann. Bei der 24-Stunden-Betreuung bleibt dagegen meist über längere Zeit dieselbe Person im Haushalt, was vielen Senioren Sicherheit und Halt gibt. Allerdings hängt die Qualität der Betreuung davon ab, wie gut die Betreuungskraft ausgebildet ist und wie viel Erfahrung sie hat.
Auch die Aufgaben der Familie unterscheiden sich deutlich. Im Pflegeheim wird alles organisiert, was die Angehörigen entlastet. Bei der Betreuung zu Hause müssen sich Familien hingegen stärker einbringen, zum Beispiel bei der Planung des Haushalts und der Abstimmung mit der Betreuungskraft. Das kostet Zeit und erfordert eine gute Zusammenarbeit.
Individuelle Bedürfnisse entscheiden
Auch kulturelle und persönliche Gründe sind wichtig. Viele Senioren möchten ihre Rituale und Gewohnheiten in der gewohnten Umgebung weiterführen. Das geht bei einer Betreuung zu Hause oft besser. Im eigenen Zuhause fühlen sich viele sicherer und selbstbestimmter. Ein Umzug ins Pflegeheim kann dagegen für manche das Gefühl bedeuten, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren.
Letztlich hängt die Wahl zwischen Pflegeheim und 24-Stunden-Betreuung davon ab, was der Senior braucht und was die Familie leisten kann. Die Betreuung zu Hause erlaubt es vielen, ihr gewohntes Leben weiterzuführen und dabei oft günstiger versorgt zu werden – vor allem, wenn zwei Personen gepflegt werden müssen. Beide Modelle haben das gleiche Ziel: Senioren eine gute und würdevolle Betreuung zu bieten, die ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht.