Die Betreuung von Menschen mit Demenz oder Parkinson stellt besondere Anforderungen an Alltagsbegleiter. Doch ihre Unterstützung ist nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Familien ein wertvoller Rückhalt. Alltagsbegleiterinnen und -begleiter wie Antje Schierwagen und Moritz Körner von Qumpan leisten weit mehr als nur praktische Hilfe – sie schenken Sicherheit, Entlastung und menschliche Nähe.
Alltägliche Hangriffe werden für Menschen mit Parkinson eine Herausforderung. Alltagsbegleiterin Antje Schierwagen besucht zweimal im Monat eine ältere Dame, die wegen ihrer Krankheit nicht allein bleiben kann. „Ihr Körper verkrampft sich manchmal so stark, dass sie ohne Hilfe nicht aus dem Bett oder von der Toilette aufstehen kann“, berichtet sie. Verlässt ihr Lebenspartner für längere Zeit das Haus, braucht sie deshalb Unterstützung. Die Aufgaben von Antje reichen dann von der Hilfe beim Anziehen über eine Begleitung beim Essen bis zum Anreichen von vorbereiteten Medikamenten.
Parkinson ist eine langsam fortschreitende Gehirnerkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen ihre Funktion verlieren. Diese Zellen produzieren normalerweise Dopamin, einen Botenstoff, der Bewegungen steuert. Fehlt dieser Stoff, fällt es den Betroffenen schwer, sich flüssig zu bewegen. Typische Anzeichen sind Zittern oder steife Muskeln. Auch das Sprechen, Schlucken oder das Gleichgewicht können beeinträchtigt sein. Parkinson tritt meist im höheren Alter auf und verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich.
Sicherheit im eigenen Zuhause
Es ist wichtig, sensibel mit den Wünschen der Klienten umzugehen, sagt Antje. „Meine Klientin möchte zum Beispiel nicht wie ein rohes Ei behandelt werden“, erklärt sie. Gleichzeitig muss sie vorsichtig sein, um ihr nicht wehzutun, wenn sie mal etwas fester zupacken muss. Mit der Zeit ist das Verhältnis zwischen den beiden Frauen enger geworden. Heute sprechen sie viel miteinander, auch über Privates. „Wenn wir zusammen sind, machen wir uns eine schöne Zeit, wir kochen gemeinsam oder ich räume ein bisschen auf, während sie etwas erzählt.“
Moritz Körner arbeitet seit zwei Jahren als Alltagsbegleiter bei Qumpan. Als gelernte Pflegefachkraft kennt er den Umgang mit dementen Menschen – früher im Heim, heute im vertrauten Zuhause der Klienten. „Das macht einen großen Unterschied“, sagt er. „Die Leute wissen vielleicht nicht mehr, welcher Tag ist. Aber sie kennen ihre Küche, ihr Schlafzimmer, das Bad. Das gibt ihnen Sicherheit. “ Häufig fordern die Angehörigen Hilfe an, weil Betroffene sich manchmal schämen, Hilfe einzufordern und anzunehmen. Umso wichtiger ist ein einfühlsamer Einstieg. Moritz Körner freut sich, wenn bei den ersten Treffen eine vertraute Person dabei ist. „Das schafft Vertrauen. Danach erkennen mich die meisten wieder. Sie merken genau, wer es gut mit ihnen meint.“
Klienten haben das letzte Wort
Manchmal begleitet er die Klienten zu Arztterminen oder hilft beim Einkauf. Oft geht es auch einfach um Struktur: mal zusammen kochen, mal die Post durchgehen. „Oder auch mal sortieren, wenn der Kühlschrank voll mit 20 Packungen Wiener Würstchen ist“, sagt er. Wichtig ist immer: Die Bedürfnisse der Klienten stehen an erster Stelle. „Ich mache nichts gegen ihren Willen. Auch wenn die Angehörigen sagen: Das und das muss gemacht werden – wenn meine Klienten es nicht wollen, ist das ihr gutes Recht.“
Die größte Herausforderung ist die Kommunikation. Demente Menschen haben oft Schwierigkeiten, umfangreiche Gespräche zu führen oder Zusammenhänge zu verstehen. Moritz setzt deshalb auf klare, einfache Sätze und viel Geduld. Jederzeit begegnet er ihnen dabei mit Würde und Respekt. „Demente Menschen sind keine kleinen Kinder“, sagt er. „Sie haben ein Leben geführt, Verantwortung getragen und verdienen es, mit Achtung behandelt zu werden.“
Eine Unterstützung, die Leben verändert
Die Arbeit mit Menschen mit Demenz oder Parkinson ist fordernd, aber erfüllend. Dazu brauchen die Alltagsbegleiter nicht nur Fachwissen, sondern auch Einfühlungsvermögen, Respekt und eine Prise Humor. Antje Schierwagen und Moritz Körner sind überzeugt, dass ihre Arbeit einen Unterschied macht. „Es ist schön zu sehen, wie die Menschen aufblühen, wenn sie in vertrauter Umgebung bleiben können und wir ihnen den Alltag ein Stück erleichtern“, sagt Moritz.
Nicht zuletzt ist die Arbeit der Alltagsbegleiter auch eine Unterstützung für die Angehörigen. „Viele brauchen einfach mal eine Pause. Wenn ich komme, nutzen sie die Zeit zum Durchatmen“, erzählt Antje. Eine Stunde spazieren gehen, shoppen gehen, zum Arzttermin, mal Zeit für sich haben. „Und sie alle wissen in diesen Stunden: Der oder die andere ist in guten Händen.“
Beide Alltagsbegleiter wurden gut auf ihren Einsatz vorbereitet. Während ihrer Weiterbildung ging es um Krankheitsbilder wie Parkinson, Demenz oder Depression. Und auch intern bietet Qumpan regelmäßig Schulungen zu diesen Themen an. Trotzdem zählt im Alltag oft das Gespür. „Man muss schnell reagieren können“, erklärt Antje. „Wenn die Klienten rufen, lasse ich alles stehen und liegen.“